November 2013 

 

21.11.2013 

 

Der Fahrer allerdings nicht. Ohne Zögern fuhr er fort: „Ich verrate dir mal was. Am schlimmsten sind die mit den Büchern. Die Frauen, wenn sie Romane lesen, verlieben sich in die männlichen Helden. Selbst die verheirateten Frauen.“ Er wechselte in einen anderen Gang. „Die Menschen sind schwach. Ganz schwach.“

 

Dazu konnte Lambert nichts sagen. Abgesehen von seinem neuerdings eingeschränkten Verständnis für Frauen fühlte er sich auch nicht in der Verfassung. Abschließendes zu den Menschen im Allgemeinen zu äußern. Er war kein Held. Schon gar kein Romanheld.“ 

 

(aus Was wir Liebe Nennen von Jo Lendle, Seite 173) 

 

Ich musste lachen als ich das las – ich glaube, es stimmt! Ich verliebe mich auch immer wieder in Romanhelden. Allerdings nicht in den Lambert, der wirklich gar kein Held ist (ganz im Gegenteil) dafür sehr wohl ein Romanheld… 

 

Die Buchhandlung Slawski war am Donnerstagabend bis zum letzten Stuhl besetzt und kein Wunder, diese Lesung war schon vor Wochen ausverkauft. Jo Lendle hat aus seinem neuen Buch Was wir Liebe Nennen vorgelesen und als es Zeit für eine Pause war, war ich zuerst völlig irritiert weil es mir vorkam als ob er gerade mal zehn Minuten lang gelesen hatte. Dabei lauschten wir ihm schon seit einer Dreiviertelstunde. Wein und leckere selbstgebackene Kekse, einige in Form von Wild- und Seepferden, (liest das Buch dann wisst ihr warum das so süß war) wurden angeboten und dann las der Autor weiter über die Geschichte von Lambert und Fe und der Abend war, wie immer, viel zu schnell vorbei.

 

 

http://www.jolendle.de/JoLendle/Notizen.html 

 

 

 

07.11.2013

 

Lesung mit Thomas Glavinic in der Holmer Mühle bei Buchholz, organisiert von Buchhandlung Slawski. Voll war es im Saal – über 80 Personen waren da.

Alleine wegen folgender Passage hätte ich schon das Buch gekauft:

„Ich will der werden, der ich bin“, hatte er einmal auf die entsprechende Frage eines Freundes seiner Mutter geantwortet. Das hatte ihm eine Kopfnuss seiner Mutter eingebracht. Trotzdem antwortete er das gleiche, als ihn Picco ein paar Monate darauf fragte, und der gab ihm keine Kopfnuss, sondern wollte wissen, wie genau das gemeint war.

 

„Ich glaube, man ist schon jemand“, sagte Jonas. „Jeder ist jemand, und besser als das kann er nicht werden. Er kann nichts anderes werden, und wenn er es doch wird, ist er nicht glücklich.“

 

„Willst du glücklich sein?“ fragte Picco.

 

„Dumme Frage,“ antwortete Jonas.

 

Die Leute ringsum zuckten zusammen, doch Picco lachte. „Du hast Recht. Ich habe sie falsch gestellt. Glaubst du, man ist glücklich, wenn man geworden ist, was man ist?“

 

„Das weiß ich nicht. Das kann ich nicht sagen. Vielleicht auch nicht. Aber wenn, dann nur so.“

 

„Und du meinst, das Leben ist uns vorbestimmt?“

 

„Wann habe ich denn das wieder gesagt? Ich habe gesagt, man muss der werden, der man ist, man muss herausfinden, wer man ist, und der muss man dann werden, auch wenn einem das nicht gefällt.“

 

„Ist das nicht Vorbestimmung?“

 

„Nicht wirklich. Vielleicht bin ich ein Gewaltverbrecher oder ein Clown, vielleicht ein Automechaniker oder ein Koch, vielleicht bin ich nur das, was ich sein soll, wenn ich in einem Supermarkt arbeite oder wenn ich den ganzen Tag schlafe oder wenn ich Banken ausraube, aber das ist nicht Vorherbestimmung. Vorherbestimmung ist, wenn vorherbestimmt ist, dass mir an einem bestimmten Tag ein Dachziegel auf dem Kopf fällt, aber ich glaube nicht, dass ich wichtig genug bin, dass jemand vorherbestimmt, wann mir ein Dachziegel auf den Kopf fallen wird. Ich glaube, ich bin ich, und das muss ich erst werden, weil ich noch ein Kind bin.“ 

 

Das erinnerte mich sehr an folgendem Satz:

„Ich wollte ja nichts als das zu leben versuchen, was von selber aus mir heraus wollte. Warum war das so sehr schwer?“ (aus Demian von Hermann Hesse) 

 

Nach der Lesung hat er noch viele Fragen beantwortet und humorvolle Anekdoten erzählt. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich nicht die einzige da war die hätte noch viel länger da sitzen und zuhören können.

Er sagte auch, dass er niemals sicher ist, ob er die richtigen Stellen vorliest bei so einer Lesung.

 

Ich kann mir vorstellen, es ist schwierig, die geeigneten Passagen auszusuchen.

Aber er hat absolut die richtigen ausgewählt. Nachher hatte man Lust, das Buch sofort zu lesen.

www.thomas-glavinic.de 

 

 

 

 

September 2013 

 

 

 

25. September 2013

 

Friedrich Dönhoff hat einen Vortrag über seine Großtante Marion Dönhoff in der Holmer Mühle gehalten, organisiert von der Buchhandlung Slawski. Er hat Passagen aus zwei Büchern vorgelesen und dann sehr viele Fragen ausführlich und freundlich beantwortet und lustige Anekdoten erzählt.

 

Nachdem ich sein Buch (Die Welt ist so, wie man sie sieht) gekauft und signieren lassen habe, fuhr ich durch den Regen nach Hause wo ich kurz mit dem Hund raus ging und wollte mich dann kurz rein lesen, ein bisschen im Buch blättern. Hundertzwanzig Seiten später, um 01:00 schaffte ich es ins Bett… Marion Dönhoff war wirklich eine bemerkenswerte Frau, ein echtes Vorbild, und es lohnt sich, dieses Buch zu lesen.

 

 

 

04.09.2013

Lesung mit Lars Gustafsson bei der Buchhandlung Slawski, die bis zum letzten Platz gefüllt war. Der Mann auf dem blauen Fahrrad ist sein neuestes Buch, aus dem er gelesen hat, eine Geschichte die aus tatsächlichen Fotos entstanden ist. Viele Fragen hat er nachher beantwortet und dabei äußerst unterhaltsame Anekdoten erzählt, über eine Fahrt mit Max Frisch und, dass er in Oxford J.R.R. Tolkien interviewt hat. Benjamin Lebert, der auch im Publikum saß, hat eine interessante Frage gestellt, und zwar, ob Herr Gustafsson meint, dass das eigentliche Leben eher die Fantasie oder in der Wirklichkeit abspielen würde. Gustafsson hat nur kurz überlegt und dann geantwortet „in der Fantasie.“ Ich glaube, er hat Recht. Er hat noch ein Zitat von Camus dazugefügt, nur leider konnte ich mir das nicht merken. Hatte nachher das Gefühl, ich hätte mit einem Diktiergerät hingehen sollen, um mir das alles noch mal anhören zu dürfen!

 

 

 

August 2013 

 

21.08.2013

 

Mirko Bonné hat heute bei Slawski aus seinem neuen Buch Nie mehr Nacht gelesen. Frau Külper hat eine Reihe von fünf Autorenlesungen für den kommenden Herbst aufgestellt und dieser war die erste.

 

Herr Bonné las das erste Kapitel, indem die Schwester vom Erzähler sich umbringt. Später reist er mit seinem Neffen Jesse von Hamburg in die Normandie wo Jesses Freund Niels mit seiner Familie die Herbstferien verbringt. Markus sollte Brücken für eine Zeitschrift zeichnen. Mehr über das Buch selber sobald ich es gelesen habe, aber man ahnt schon, dass die Geschichte beklemmend wird.

 

Nie Mehr Nacht habe ich vor dem Abend nicht gelesen weil ich irgendwann festgestellt habe, dass es mir lieber ist, den Schriftsteller erst zu hören und dann erst das Buch zu lesen (vielleicht passe ich einfach besser auf wenn ich den Text noch nicht kenne…) Frau Külper meinte aber, bei der letzten Lesung in der Reihe sollte ich das Buch vorher gelesen haben (Was wir Liebe nennen von Jo Lendle). Und so werde ich es tun. Wozu hat man sonst eine Buchhändlerin die sich mit diesen Sachen auskennt? Zwei der Autoren in der Lesereihe sind übrigens auf der Longlist für den Deutschen Bücherpreis: Nie mehr Nacht bei Mirko Bonné und Das größere Wunder von Thomas Glavinic.